SPORT UND SPIEL
MIT LEIDENSCHAFT

Spiel und sportverein margertshausen 1924 e.v.​

Bergstraße 50 / 86459 Margertshausen

HISTORISCHES

Als Sport und Theater zusammengehörten

Der SSV Margertshausen steuert auf die 100 zu. Fast so alt sind auch Leonhard Jochum und Jakob Straßer, die jahrzehntelang den Verein prägten. Woran sie sich erinnern. Von Andrea Faber

Sie wurden fast im gleichen Jahr geboren, in dem auch ihr Verein gegründet wurde. Heute steuern sie, wie auch der SSV Margertshausen, langsam, aber sicher, auf die Hundert zu. Dass es diese fortdauernde Entwicklung für den Verein gab, ist in großen Teilen Leonhard Jochum (94) und Jakob Straßer (93) zu verdanken.

Der Fußballschuh mit Lederstollen aus den Neuanfängen des Vereins Ende 1946 gehörte Straßers Bruder Johann. Das alte Exemplar trägt Anton Schmid, aktuell der Vorsitzende des SSV, in der Hand. Jakob Straßer hingegen hält den Ball, der für den heutigen Fußball steht.

Ursprünglich hieß der SSV in seinen Anfangsjahren DJK Sportverein. Die Deutsche Jugendkraft (DJK) war konfessionell von der katholischen Kirche geprägt und in den Jahren der Weimarer Republik sehr aktiv mit Vereinsgründungen im sportlichen Bereich. 1924 fand sich so auch in Margertshausen auf Initiative des ortsansässigen Pfarrers August Kieninger die Dorfjugend zusammen, um einen Verein zu gründen. Dort wurde vor allem Theater gespielt, der Fußball kannte noch keinen geregelten Spielbetrieb, sondern nur freundschaftliches Gekicke.

Während der Kriegsjahre reduzierten sich die sportlichen Aktivitäten des Vereins auf einige Jugendspiele. Ab etwa 1943 erlosch das komplette Vereinsleben. Doch nach Kriegsende fanden sich schnell wieder erste Sportler um Jochum und Straßer zusammen, die sich um eine Neugründung des Vereins bemühten; 46 an der Zahl. „Die Täfertinger waren uns hier schon etwas voraus, sodass wir sie um Rat fragen konnten, wie das alles abläuft mit der Genehmigung und so“, erinnert sich Straßer. So konnte bereits Ende 1945, genehmigt und kontrolliert von der Besatzungsmacht, wieder gespielt werden – allerdings nur Fußball, denn die Theatergruppe ruhte. „Die Trikots wusch jeder selbst, Fußballschuhe hatte anfangs fast keiner“, erinnert sich Straßer. Einen Trainer gab es erst ab den sechziger Jahren. „Vorher hieß das Samstagstraining einfach nur bolzen“, schmunzelt Straßer. Dennoch gelang es, 1951 den Meistertitel der „Jugend West I“ zu erlangen.

Ein besonderes Kuriosum gab es rund um die erste Vereinsversammlung 1946: „Weil wir für unsere Sitzung ein eigenes Nebenzimmer brauchten, weil die Gaststätte zu laut war, räumte der Wirt in Margertshausen kurzerhand sein Schlafzimmer und zog in den ersten Stock“, schmunzelt Straßer, heute Ehrenvorsitzender der SSV. Um ein wenig Geld in die Vereinskassen zu spülen, wurde 1948 auf dem alten Sportplatz mitten im Dorf ein Motorradrennen ausgerichtet, wo noch „alte Horex-Modelle bestaunt werden konnten“, rekapituliert der Ehrenvorsitzende.

Als die Amerikaner den Sandplatz mithilfe eines Bulldozers wieder bespielbar machten, lief das halbe Dorf zusammen. Ein Artikel erschien sogar im Margertshauser Gemeindeblatt.

Dank der guten Kontakte Straßers zum Landratsamt wurde es 1952 unter der Vorstandschaft Bochums möglich, vom Dorfanger als bisherigem Bolzplatz zum sogenannten Hungerberg, der heute Bergstraße heißt, zu wechseln. „Die Amerikaner fuhren mit Bulldozern vor und machten aus einer Sandgrube unseren neuen Sportplatz“, erinnern sich Straßer und Anton Schmid, aktuell der Vorsitzende des SSV, der diese Aktion als kleiner Junge miterlebte. Mitte der Sechzigerjahre wich die alte Holzbaracke einem Neubau als Vereinsheim, das mit großer Unterstützung der Sportler gebaut wurde. Bis heute erhalten sind die Naturtribünen. Mit dem Bau einer Schießanlage gesellt sich 1970 auch eine Schützenabteilung zu den Fußballern. „1977 folgt die Turnabteilung, weil in Gessertshausen eine Turnhalle gebaut wurde, die wir mitnutzen konnten“, weiß Schmid. Anschließend wurden auch Tennisplätze gebaut; erst 2005 etablierte sich allerdings wieder eine feste Theatergruppe, aus der der Verein ursprünglich ja hervorgegangen war. „Aus einzelnen Auftritten über die Jahre entstand nun wieder eine richtige Abteilung“, freut sich Schmid.

Mit der beständigen Erweiterung des Vereins auf heute aktuell etwa 600 Mitglieder (bei etwa 750 Einwohnern) gingen auch zwei Erweiterungen des Vereinsheims einher. Vieles davon wurde in der Vorstandszeit von Jakob Straßer, die von 1962 bis 1983 dauerte, geschultert. Vieles auch noch nachher. Dabei darf freilich das Wichtigste im Verein nicht vergessen werden. Zu den größten Erfolgen des Vereins zählt bislang der zweimalige Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga, erklären beide Männer stolz.

Erschienen im Augsburger Landboten am 14.01.2016

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Als Sport und Theater zusammengehörten

Der SSV Margertshausen steuert auf die 100 zu. Fast so alt sind auch Leonhard Jochum und Jakob Straßer, die jahrzehntelang den Verein prägten. Woran sie sich erinnern. Von Andrea Faber

Sie wurden fast im gleichen Jahr geboren, in dem auch ihr Verein gegründet wurde. Heute steuern sie, wie auch der SSV Margertshausen, langsam, aber sicher, auf die Hundert zu. Dass es diese fortdauernde Entwicklung für den Verein gab, ist in großen Teilen Leonhard Jochum (94) und Jakob Straßer (93) zu verdanken.

Der Fußballschuh mit Lederstollen aus den Neuanfängen des Vereins Ende 1946 gehörte Straßers Bruder Johann. Das alte Exemplar trägt Anton Schmid, aktuell der Vorsitzende des SSV, in der Hand. Jakob Straßer hingegen hält den Ball, der für den heutigen Fußball steht.

Ursprünglich hieß der SSV in seinen Anfangsjahren DJK Sportverein. Die Deutsche Jugendkraft (DJK) war konfessionell von der katholischen Kirche geprägt und in den Jahren der Weimarer Republik sehr aktiv mit Vereinsgründungen im sportlichen Bereich. 1924 fand sich so auch in Margertshausen auf Initiative des ortsansässigen Pfarrers August Kieninger die Dorfjugend zusammen, um einen Verein zu gründen. Dort wurde vor allem Theater gespielt, der Fußball kannte noch keinen geregelten Spielbetrieb, sondern nur freundschaftliches Gekicke.

Während der Kriegsjahre reduzierten sich die sportlichen Aktivitäten des Vereins auf einige Jugendspiele. Ab etwa 1943 erlosch das komplette Vereinsleben. Doch nach Kriegsende fanden sich schnell wieder erste Sportler um Jochum und Straßer zusammen, die sich um eine Neugründung des Vereins bemühten; 46 an der Zahl. „Die Täfertinger waren uns hier schon etwas voraus, sodass wir sie um Rat fragen konnten, wie das alles abläuft mit der Genehmigung und so“, erinnert sich Straßer. So konnte bereits Ende 1945, genehmigt und kontrolliert von der Besatzungsmacht, wieder gespielt werden – allerdings nur Fußball, denn die Theatergruppe ruhte. „Die Trikots wusch jeder selbst, Fußballschuhe hatte anfangs fast keiner“, erinnert sich Straßer. Einen Trainer gab es erst ab den sechziger Jahren. „Vorher hieß das Samstagstraining einfach nur bolzen“, schmunzelt Straßer. Dennoch gelang es, 1951 den Meistertitel der „Jugend West I“ zu erlangen.

Ein besonderes Kuriosum gab es rund um die erste Vereinsversammlung 1946: „Weil wir für unsere Sitzung ein eigenes Nebenzimmer brauchten, weil die Gaststätte zu laut war, räumte der Wirt in Margertshausen kurzerhand sein Schlafzimmer und zog in den ersten Stock“, schmunzelt Straßer, heute Ehrenvorsitzender der SSV. Um ein wenig Geld in die Vereinskassen zu spülen, wurde 1948 auf dem alten Sportplatz mitten im Dorf ein Motorradrennen ausgerichtet, wo noch „alte Horex-Modelle bestaunt werden konnten“, rekapituliert der Ehrenvorsitzende.

Als die Amerikaner den Sandplatz mithilfe eines Bulldozers wieder bespielbar machten, lief das halbe Dorf zusammen. Ein Artikel erschien sogar im Margertshauser Gemeindeblatt.

Dank der guten Kontakte Straßers zum Landratsamt wurde es 1952 unter der Vorstandschaft Bochums möglich, vom Dorfanger als bisherigem Bolzplatz zum sogenannten Hungerberg, der heute Bergstraße heißt, zu wechseln. „Die Amerikaner fuhren mit Bulldozern vor und machten aus einer Sandgrube unseren neuen Sportplatz“, erinnern sich Straßer und Anton Schmid, aktuell der Vorsitzende des SSV, der diese Aktion als kleiner Junge miterlebte. Mitte der Sechzigerjahre wich die alte Holzbaracke einem Neubau als Vereinsheim, das mit großer Unterstützung der Sportler gebaut wurde. Bis heute erhalten sind die Naturtribünen. Mit dem Bau einer Schießanlage gesellt sich 1970 auch eine Schützenabteilung zu den Fußballern. „1977 folgt die Turnabteilung, weil in Gessertshausen eine Turnhalle gebaut wurde, die wir mitnutzen konnten“, weiß Schmid. Anschließend wurden auch Tennisplätze gebaut; erst 2005 etablierte sich allerdings wieder eine feste Theatergruppe, aus der der Verein ursprünglich ja hervorgegangen war. „Aus einzelnen Auftritten über die Jahre entstand nun wieder eine richtige Abteilung“, freut sich Schmid.

Mit der beständigen Erweiterung des Vereins auf heute aktuell etwa 600 Mitglieder (bei etwa 750 Einwohnern) gingen auch zwei Erweiterungen des Vereinsheims einher. Vieles davon wurde in der Vorstandszeit von Jakob Straßer, die von 1962 bis 1983 dauerte, geschultert. Vieles auch noch nachher. Dabei darf freilich das Wichtigste im Verein nicht vergessen werden. Zu den größten Erfolgen des Vereins zählt bislang der zweimalige Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga, erklären beide Männer stolz.

Erschienen im Augsburger Landboten am 14.01.2016

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