Der SSV Margertshausen steuert auf die 100 zu. Fast so alt sind auch Leonhard Jochum und Jakob Straßer, die jahrzehntelang den Verein prägten. Woran sie sich erinnern. Von Andrea Faber
Sie wurden fast im gleichen Jahr geboren, in dem auch ihr Verein gegründet wurde. Heute steuern sie, wie auch der SSV Margertshausen, langsam, aber sicher, auf die Hundert zu. Dass es diese fortdauernde Entwicklung für den Verein gab, ist in großen Teilen Leonhard Jochum (94) und Jakob Straßer (93) zu verdanken.
Der Fußballschuh mit Lederstollen aus den Neuanfängen des Vereins Ende 1946 gehörte Straßers Bruder Johann.
Das alte Exemplar trägt Anton Schmid, aktuell der Vorsitzende des SSV, in der Hand.
Jakob Straßer hingegen hält den Ball, der für den heutigen Fußball steht.
Ursprünglich hieß der SSV in seinen Anfangsjahren DJK Sportverein. Die Deutsche Jugendkraft (DJK) war konfessionell von der katholischen Kirche geprägt und in den Jahren der Weimarer Republik sehr aktiv mit Vereinsgründungen im sportlichen Bereich. 1924 fand sich so auch in Margertshausen auf Initiative des ortsansässigen Pfarrers August Kieninger die Dorfjugend zusammen, um einen Verein zu gründen. Dort wurde vor allem Theater gespielt, der Fußball kannte noch keinen geregelten Spielbetrieb, sondern nur freundschaftliches Gekicke.
Während der Kriegsjahre reduzierten sich die sportlichen Aktivitäten des Vereins auf einige Jugendspiele. Ab etwa 1943 erlosch das komplette Vereinsleben. Doch nach Kriegsende fanden sich schnell wieder erste Sportler um Jochum und Straßer zusammen, die sich um eine Neugründung des Vereins bemühten; 46 an der Zahl. „Die Täfertinger waren uns hier schon etwas voraus, sodass wir sie um Rat fragen konnten, wie das alles abläuft mit der Genehmigung und so“, erinnert sich Straßer. So konnte bereits Ende 1945, genehmigt und kontrolliert von der Besatzungsmacht, wieder gespielt werden – allerdings nur Fußball, denn die Theatergruppe ruhte. „Die Trikots wusch jeder selbst, Fußballschuhe hatte anfangs fast keiner“, erinnert sich Straßer. Einen Trainer gab es erst ab den sechziger Jahren. „Vorher hieß das Samstagstraining einfach nur bolzen“, schmunzelt Straßer. Dennoch gelang es, 1951 den Meistertitel der „Jugend West I“ zu erlangen.
Ein besonderes Kuriosum gab es rund um die erste Vereinsversammlung 1946: „Weil wir für unsere Sitzung ein eigenes Nebenzimmer brauchten, weil die Gaststätte zu laut war, räumte der Wirt in Margertshausen kurzerhand sein Schlafzimmer und zog in den ersten Stock“, schmunzelt Straßer, heute Ehrenvorsitzender der SSV. Um ein wenig Geld in die Vereinskassen zu spülen, wurde 1948 auf dem alten Sportplatz mitten im Dorf ein Motorradrennen ausgerichtet, wo noch „alte Horex-Modelle bestaunt werden konnten“, rekapituliert der Ehrenvorsitzende.
Als die Amerikaner den Sandplatz mithilfe eines Bulldozers wieder bespielbar machten, lief das halbe Dorf zusammen.
Ein Artikel erschien sogar im Margertshauser Gemeindeblatt.
Dank der guten Kontakte Straßers zum Landratsamt wurde es 1952 unter der Vorstandschaft Bochums möglich, vom Dorfanger als bisherigem Bolzplatz zum sogenannten Hungerberg, der heute Bergstraße heißt, zu wechseln. „Die Amerikaner fuhren mit Bulldozern vor und machten aus einer Sandgrube unseren neuen Sportplatz“, erinnern sich Straßer und Anton Schmid, aktuell der Vorsitzende des SSV, der diese Aktion als kleiner Junge miterlebte. Mitte der Sechzigerjahre wich die alte Holzbaracke einem Neubau als Vereinsheim, das mit großer Unterstützung der Sportler gebaut wurde. Bis heute erhalten sind die Naturtribünen. Mit dem Bau einer Schießanlage gesellt sich 1970 auch eine Schützenabteilung zu den Fußballern. „1977 folgt die Turnabteilung, weil in Gessertshausen eine Turnhalle gebaut wurde, die wir mitnutzen konnten“, weiß Schmid. Anschließend wurden auch Tennisplätze gebaut; erst 2005 etablierte sich allerdings wieder eine feste Theatergruppe, aus der der Verein ursprünglich ja hervorgegangen war. „Aus einzelnen Auftritten über die Jahre entstand nun wieder eine richtige Abteilung“, freut sich Schmid.
Mit der beständigen Erweiterung des Vereins auf heute aktuell etwa 600 Mitglieder (bei etwa 750 Einwohnern) gingen auch zwei Erweiterungen des Vereinsheims einher. Vieles davon wurde in der Vorstandszeit von Jakob Straßer, die von 1962 bis 1983 dauerte, geschultert. Vieles auch noch nachher. Dabei darf freilich das Wichtigste im Verein nicht vergessen werden. Zu den größten Erfolgen des Vereins zählt bislang der zweimalige Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga, erklären beide Männer stolz.
Erschienen im Augsburger Landboten am 14.01.2016
Am Freitag, 22.05.2015 wurde dem SSV Margertshausen die "Silberne Raute" verliehen. Das Gütesiegel des Bayerischen Fußballverbandes, das vergleichbar mit einer Zertifizierung in der freien Wirtschaft ist, zeigt, dass der Verein in Führung, Organisation, sozialem Engagement und in seinen Angeboten den hohen gesellschaftlichen und sportlichen Anforderungen unserer Zeit gerecht wird. Der SSV Margertshausen erhält diese Auszeichnung nach 2009 bereits zum zweiten Mal (Link zum Artikel von 2009).
Günther Brenner vom Bayerischen Fußballverband überreicht Anton Schmid die Urkunde
Es war ein ganz besonderer Abend für die Vorstandsriege und die Mitglieder des SSV Margertshausen. Seit 85 Jahren besteht der Fußballverein, dem in den vergangenen Jahrzehnten auch eine Turn-, Theater-, Schützen- und eine Tennisabteilung angegliedert wurden. Mit der Verleihung der "Silbernen Raute 2009", dem Gütesiegel des Bayerischen Fußballverbandes (BFV), werden die Verdienste des Vereins gewürdigt.
Enorm stolz auf seinen Verein ist Vorsitzender Otto Hochmuth. Denn der über 700 Mitglieder zählende Verein - davon 361 Kinder und Jugendliche - mit seinen fünf Abteilungen biete seinen Aktiven ein breites Betätigungsfeld. Von der E-Jugend bis zu den Senioren sei alles vertreten, seit mehr als zwei Jahren gebe es auch eine Damen-Fußballmannschaft, so Hochmuth. "Und seit zwei Jahren spielen wir in der Bezirksliga, das ist für einen kleinen Verein eine große Leistung", so Hochmuth. Lob und Anerkennung für die geleistete Vereinsarbeit zollte Gessertshausens Bürgermeister Anton Mayer, der selbst viele Jahre als Jugendbetreuer und Trainer aktiv gewesen ist. Alles Große dieser Welt entstehe dort, wo einer mehr tue, als nötig sei, meinte Mayer. Die Jugendarbeit stehe kaum im Blickpunkt, und doch sei sie unverzichtbar für ein intaktes Vereinsleben. Durch die Verleihung der "Silbernen Raute" erfahre die Arbeit die Anerkennung, die sie verdiene.
An die Senioren denken
Ehrenamtliche Arbeit sei keine Selbstverständlichkeit, meinte der stellvertretende Landrat Max Strehle. Ohne Entlohnung würden sich Frauen und Männer für die Jugend engagieren, würden sinnvolle Freizeitgestaltung organisieren und seien gleichzeitig Vorbilder für den Nachwuchs. Strehle erinnerte auch an die Leistungen beim Erweiterungsbau des Vereinsheims im Jahr 2008 und die sportlichen Erfolge der Fußballer in der Bezirksliga. Auch Manfred Ortlieb, Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), gratulierte zur Auszeichnung. Der Landkreis Augsburg sei ein guter Förderer in Sachen Sport, auch der Freistaat Bayern unterstütze durch die Pauschale die Vereine; doch ohne Ehrenamtliche gebe es kein intaktes Vereinsleben. Ortlieb erinnerte dann daran, dass sich die Sportvereine in Zukunft verstärkt um die Senioren kümmern müssten.
Schon vor Jahrzehnten habe er als Spielgruppenleiter mit dem SSV Margertshausen zu tun gehabt, sagte Siegfried Gerlinger, Kreis-Ehrenamtsbeauftragter des Deutschen Fußballbundes (DFB). Obwohl die Basis des Vereins sehr klein sei, konnten die Fußballer des SSV über Jahre hinweg beachtliche Erfolge erzielen, so Gerlinger.
Neben dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die Bezirksliga Süd 2006/2007 wurden die Fußballer im gleichen Jahr Landkreismeister in der Halle und im vergangenen Jahr Hallen-Vize-Landkreismeister; und drei Jugendteams wurden 2007/2008 Meister ihrer Klasse, listete Gerlinger auf. Aber auch sehr erfolgreiche Spieler - Jürgen Fuchs, Martin Trieb (Junioren-Fußballweltmeister und Bundesligaspieler) und Stefan Mittelbach (FC Augsburg und 1860 München) - gingen aus der Fußballjugend hervor.
Der SSV Margertshausen habe es sich zur Aufgabe gemacht, das Gemeindeleben im 750 Einwohner zählenden Ortsteil von Gessertshausen über die sportlichen Aktivitäten hinaus mitzugestalten, meinte Gerlinger. Das Sportheim sei der Treffpunkt geworden.
"Ein Verein, der so viel Engagement zeigt, in dem der Jugend- und Breitensport groß geschrieben wird, hat es verdient mit der Silbernen Raute, dem Gütesiegel des BFV, ausgezeichnet zu werden", sagte Siegfried Gerlinger. Den gemütlichen Teil gestaltete Matthias Schmid "Mad Hias", der mit seiner Comedy Jonglage für Unterhaltung und Nervenkitzel sorgte.